Sechs-Tage-Tour
Sechs Tage, fünf Hütten. Von West nach Ost über den Allgäuer Alpenhauptkamm: von der Kanzelwand nach Spielmannsau.
Um uns ein wenig an das Allgäuer Klima zu gewöhnen und mit einem ausgiebigen Frühstück in die Tour zu starten, haben wir eine Nacht im Hotel in Oberstdorf geschlafen.
Tag 1
Unsere erste Etappe führt uns von der Kanzelwand zur Fiderepasshütte. Mit dem Bus geht es ersteinmal von Oberstdorf ins Kleinwalsertal und in Riezlern mit der Kanzelwandbahn hinauf. Um uns ein wenig auf die kommenden Tage einzustimmen gehen wir nicht auf direktem Weg zum Gipfelkreuz auf 2.058 m, sondern nehmen den Weg über den Walser Klettersteig. Von hier aus genießen wir einen gipfelreichen Rundumblick.
Nun geht es auf dem Krumbacher Höhenweg (446) weiter. Bis zur verfallenen Kühgundalpe ein Spaziergang, doch am Ende geht es hinauf zur Hütte schon recht steil, als Einstiegsetappe genau richtig.
Tag 2
In den Fels geht es auf der zweiten Etappe. Von der Fiderepaßhütte geht es zunächst durch Geröll hinauf zur Fiderescharte auf 2.210 m. Den freien Blick über alle Gipfel genießen wir vom
Mindelheimer Klettersteig, der uns über die Schafalpenköpfe führt, an diesem Tag leider nicht.
Mit seinen Leitern, Tritten und ausgesetzten Wegen zählt er dennoch zu den beeindruckensden Steigen dieser Region.
Acht Stunden folgen wir dem schmalen Grat ehe die Mindelheimer Hütte vor uns liegt.
Tag 3
Der dritte Tag ist ein ab und auf. Um unser Ziel, die Rappenseehütte zu erreichen, müssen wir erst 500 Hm hinunter ins Rappenalptal um nur wenige Augenblicke später wieder aufzusteigen. Hierzu
folgen wir zuerst dem Wanderweg 445.
Über den Schrofenpaß mit seinen Kiefernhainen und die weiten Alpenwiesen kommen wir an der Oberen Biberalpe vorbei. Eine willkommene Stärkung belohnt uns. Weiter auf dem Wanderweg
439 nähern wir uns dem Mutzentobel, ein ansonsten nasser und schattiger seilversicherter Einschnitt im Gelände. Mit vereinten Kräften überwinden
wir die heuer nicht so reißenden Wassermassen und nehmen den letzten, aber stetigen Anstieg zur Hütte auf 2.091 m.
Tag 4
Das Wetter zeigt sich von seiner guten Seite. Unser Ziel ist das Waltenberger Haus.
Wir folgen heute dem Wanderweg 439 und dem Heilbronner Weg (432). Hinauf durch den Fels
schreiten wir durch das Heilbronner Thörle. Ein Nadelöhr, welches zu viel Gepäck rächt. Wir können passieren.
Nun geht es weiter über Leitern, vertikal und horizontal, und vielfach seilversichert.
Vor dem Bockkarkopf gehen wir den Notabstieg an der Socktalscharte. Kein Weg auszumachen. Die Markierungen verstreut. Hätten wir es vorher gewusst ... Unwirtlich ging es hoch und nun 500 Hm, jeder
Schritt wohl bedacht, hinab.
Etappe geschafft. Sonnenuntergang auf dem Waltenberger Haus genießen.
Tag 5
Der Start in den fünften Etappentag war uns bekannt. Wer am Vortag 500 Hm runtergeht, muss sie am anderen Morgen wieder rauf. Vom Waltenberger Haus geht es für uns also hoch zur
Bockkarscharte auf 2.504 m. Lohnenswert! Die Blicke möchten sich dort kaum von den Gipfeln, die wie Zuckerschaumspitzen vor uns liegen, lösen.
Wir folgen dem Heibronner Weg (432) weiter und erreichen den Schwarzmilzferner, den letzten Gletscher der Allgäuer Alpen. Der Klimawandel ist hier nur
zu gut erlebbar. Bald wird wohl nichts mehr von ihm übrig sein. Über uns thront die Mädelegabel.
Ab dem Oberen Mädelejoch geht es über den Wanderweg 438, begleitet von einer Steinbockherde, stets leicht bergab. Die Kemptner Hütte, unser Tagesziel
liegt vor uns. Es ist unsere letzte Nacht im Matrazenlager.
Tag 6
Talwärts. Noch von der Sonne begleitet geht es von der Kemptner Hütte durch den Sperrbachtobel (Wanderweg 438) hinunter. Unzählige kleine
Wasserfälle begleiten uns. Vorbei an letzten Altschneefeldern, durch üppige Vegetation. Leider ist der Weg durch die nächtlichen Regenschauer mitunter sehr rutschig.
Am Ende des Trettachtals, kurz vor Spielmannsau, atmen wir noch einmal tief ein. Nur noch wenige Meter und ein anderer Urlaubsalltag hat uns wieder.
Mit dem Bus geht es zurück nach Oberstdorf. Eine gute Entscheidung, denn im Sommer 2014 kamen die Regenschauer, wie auch an diesem Vormittag, verlässlich.
Hinter uns liegen sechs erlebnisreiche Tage, fünf Hütten und die höchsten Gipfel der Allgäuer Alpen aus nächster Nähe.